More struggle to come...

Nachdem ich meine bisherige Laufbahn komplett hinterfragt und die Tränen hochgeschnieft hatte, machte ich mich daran meine aktive Therapie zu verbessern und meine Trainingstherapie-Skills zu verfeinern.

Natürlich war es frustrierend im Hinterkopf zu haben, dass die letzten insgesamt fünfeinhalb Jahre mehr oder weniger umsonst gewesen waren, aber die Wissenschaft lügt ja nun mal nicht. Ich will eine gute Physiotherapeutin sein, also muss ich am Ball bleiben.

Nach etwas hin und her entschied ich mich für eine weitere, große Fortbildung: Sportphysiotherapie; 2 Jahre berufsbegleitend. Also gut, let' s do it.

Während die Weiterbildung schon lief, probierte ich also andere Behandlungsansätze aus, viel Aktivität, weniger an der Bank.

Hatte ich das Gefühl, die Patienten waren zu unbeweglich, machten wir Mobilitätstraining, da klassisches Dehnen ja mittlerweile auch verpöhnt ist, weil Muskeln nicht verkürzen können.


Kamen die Patienten, die sich im Alltag quasi gar nicht bewegten, starteten wir mit allem was die Körper bewegen lies und gut machbar war. Ich hatte das Glück, in einer Praxis zu arbeiten, in der es die modernsten Geräten mit elektronischen Widerständen und automatischer Kraftmessung gab – also ideale Voraussetzungen.

Je weiter ich im Sportphysio voranschritt, und je mehr ich mich selbst mit Krafttraining beschäftigte, desto wacher wurde ich in der Umsetzung und Beobachtung.

Warum wurde die Muskulatur nicht besser, die Umfänge nicht mehr? Wo blieb die Kraftsteigerung, die nach mehreren Wochen Training auf jeden Fall eingetreten sein sollte?

Und dann viel es mir wie Schuppen von den Augen: Da lagen die Umfänge und Kraftzuwächse, auf den quatschenden Lippen der Patienten, unter den Minuszeichen begraben, die die Patienten selbstständig drücken konnten, um ihr Trainingsgewicht zu reduzieren. Keiner und zwar wirklich niemand trainierte auch nur ansatzweise hart genug für einen vernünftigen Muskelzuwachs...


Also los, an den Trainierenden vorbeigeschlichen und ein paar Kilos mehr aufs Gerät gepackt – ich wurde schockiert beäugt - „Was soll dass denn?“ Lächelnd und wohlwollend beantwortete ich die Frage und erklärte ausführlich mit Schaubild, wozu unsere Muskulatur und das Training dieser alles fähig ist. „Aber das ist ja anstrengend!“ War oft die ungläubige Antwort nach einem Trainingssatz der sich den 80 % der Maximalkraft annäherte.


Naja, natürlich ist das anstrengend, wir möchten ja auch, dass der Körper sich gefordert genug fühlt um Muskelwachstum zu generieren...aber mochten wir das wirklich? Mochten DIE das wirklich?


Und dann gab es noch ein weiteres Problem: Wenn es nicht half. Wenn das Mobilisationstraining nicht funktionierte und auch ein mehrwöchiges Krafttraining nicht den gewünschten Effekt der Schmerzreduktion brachte. Was war dann? War das Training zu lasch? Zu schlampig ausgeführt? Die falschen Übungen? Oder wäre es nicht vielleicht sogar zu einfach zu sagen, dann liegts nicht an dem Training, sondern an der Ausführung/den Übungen?

Verwirrt? Ich auch.

Also: Back to the roots; ich warf mein neu gelerntes Wissen über Training und Sporttherapie in meine Therapiekiste und begann auch wieder, mit den Patienten an der Bank zu arbeiten. Ich grub alte manuelle Techniken aus, die ich noch in der Ausbildung gelernt hatte und wendete Faszientechniken an, die laut Studien und mehr als genug Physios und „SpoWis“ nicht funktionieren konnten. Taten sie aber.


Obwohl ich es mir nicht logisch erklären konnte, konnte ich deutlich bessere Therapieerfolge erzielen, wenn ich mit den Patienten eine Mischung aus Manueller und aktiver Therapie durchführte. Je nach Symptombild startete ich manuell, schleimte mich so gesehen ein, klärte die Patienten währenddessen auf, nahm ihnen Angst und Unsicherheiten und ging dann in den Trainingsraum um die erzielten Ergebnisse zu festigen und das funktionierte wirklich richtig gut!


Aber wieso? Diese Frage kann und werde ich nicht heute klären aber ich zitiere gerne einen lieben Freund aus meiner Ausbildung: „Ich habe keine Ahnung, aber ich denke ich komme dem ganzen langsam näher...“ oder auch dem Gründer des von mir erlerntem Manuellen Therapie-Konzepts: „Ihr seid Therapeuten und ihr habt wahnsinnigen Einfluss auf eure Patienten! Manuelle Therapie ist wichtig und es ist toll, was ihr bis jetzt gelernt habt, aber behaltet eine Frage im Kopf: Als ihr euer erstes oder zweites Praktikum während der Ausbildung gemacht habt, hattet ihr einen hohen prozentualen Anteil an Patienten, denen ihr nachhaltig geholfen habt oder nicht? Und natürlich wusstet ihr damals nur einen Bruchteil von dem, was ihr jetzt wisst, aber helfen, konntet ihr ihnen trotzdem...“

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